Bad Kreuznach 20.05.2014
Untersuchung der Messer-Attacken in Bad Kreuznach: Fehde zwischen türkischer und afghanischer Gruppe
Von Robert Neuber
BAD KREUZNACH – Alle Beteiligten der Gewalttaten am vergangenen Wochenende befinden sich weiter auf freiem Fuß – auch jene beziehungsweise jener, die mit Messern aufeinander eingestochen haben. Das teilten Polizeipräsidium Mainz und der Leitende Oberstaatsanwalt Michael Brandt am Montag mit.
Das Problem ist, dass man keinem der Beteiligten die Messerattacken eindeutig zuweisen kann. Am Freitag wie am Samstag war es im Kurviertel und nachfolgend in der Lämmergasse zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen einer türkischen und einer afghanischen Gruppe gekommen. Die Gruppen bestanden aus jeweils nicht mehr als fünf Personen.
Zeugen gesucht
Gesucht werden Zeugen der Gewalttaten am Freitag, 22.30 Uhr, Nachtigallenweg, und am Samstag, 16 Uhr, Lämmergasse. Insbesondere sucht die Polizei ein Pärchen mittleren Alters, das mit seinem PKW inmitten der Prügelei in der Lämmergasse rangiert hat. Das Paar wird gebeten, sich als Zeuge zu melden. Hinweise an die Kripo Mainz, Telefon 06131/653633 oder die Polizei Kreuznach, Telefon 8811100.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden war eine private verbale Auseinandersetzung die Ursache für die Eskalation. Diese ereignete sich im Bereich des Nachtigallenwegs am Freitagabend gegen 22.30 Uhr. Zunächst hätten sich die Beteiligten beleidigt, dann sei es zu Gewalttätigkeiten gekommen, bei denen ein 18-jähriger Türke mit einem Messer an Rücken und Bein verletzt wurde. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Lebensgefahr bestand nicht.
Planung einer Vergeltungsaktion
Da die Türken in der Auseinandersetzung am Nachtigallenweg unterlagen, kam es am folgenden Samstag zur Planung einer Vergeltungsaktion, auf die die afghanische Seite aber ihrerseits vorbereitet war. Gegen 16 Uhr gingen die Kontrahenten mit Messern und Baseballschlägern bewaffnet in der Lämmergasse aufeinander los. Auch hier mussten die Türken offenbar den Rückzug antreten, wobei ein 21-jähriger Türke durch einen Messerstich in den Bauch schwer verletzt wurde und im Krankenhaus operiert werden musste. Den Behörden zufolge besteht für ihn keine Lebensgefahr.
Am späten Samstagabend erschienen drei afghanische Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren bei der Polizei und berichteten von dem „Überfall“. Die Männer wurden daraufhin vorläufig festgenommen. Da keinem der drei Tatverdächtigen eine Messerattacke zugeordnet werden konnte, wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.
Hinweise auf weiteren Gewaltakt in der Mühlenstraße
Am Sonntagabend gab es Hinweise, dass sich weitere Gewaltaktionen in der Mühlenstraße am Krankenhaus St. Marienwörth anbahnten. Eine Gruppe von Afghanen sei dort gesichtet worden. Beim Eintreffen der Polizei war jedoch keine Gruppe mehr auszumachen. Einzelne Personen, sowohl afghanischer als auch türkischer Abstammung, wurden von den Polizeibeamten kontrolliert, und sie wurden eindringlich als potenzielle Gefährder verwarnend angesprochen.
Um ein eventuelles erneutes Aufeinandertreffen beider Gruppen zu unterbinden, setzte die Polizei verstärkt Streifen in der Stadt ein. Laut Polizei stehen alle Beteiligten derzeit „im Fokus der weiteren Ermittlungen“. Das Fachkommissariat für Tötungsdelikte der Kripo Mainz und die Kripo Kreuznach haben eine Arbeitsgruppe zur Bearbeitung dieses versuchten Totschlags eingerichtet.
http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/bad-kreuznach/stadt-bad-kreuznach/untersuchung-der-messer-attacken-in-bad-kreuznach-fehde-zwischen-tuerkischer-und-afghanischer-gruppe_14152811.htm