Nach Attacke auf Freiberger Supermarkt: OB Krüger greift Justiz an
Kurz nach einer Attacke in einem Supermarkt am Freitag war einer der Täter wieder auf freiem Fuß. Und sorgte umgehend erneut für Ärger.
Von Frank Hommel
erschienen am 14.09.2015
Freiberg. Sie sollte mit ihrem Kinderprogramm eigentlich den Samstagnachmittag beim Netto-Markt an der Chemnitzer Straße bereichern. Doch kurz bevor Doreen Lämmel von Chemnitz aus mit ihrem Auto Freiberg erreichte, klingelte ihr Mobiltelefon. Am anderen Ende der Leitung: die Marktleiterin. Sie erklärte der Animateurin, dass sie umdrehen könne, das Fest würde ausfallen.
Grund: Einer der Männer, die am Freitag nach einem aufgeflogenen Ladendiebstahl aus dem Markt geflogen waren und daraufhin mehrfach zurückgekommen und das Personal unter anderem mit einer Machete und Pfefferspray bedroht hatten, war bereits am Samstag wieder im Markt – und sorgte abermals für Ärger. Laut Polizei hatte der Ladendetektiv den Mann erkannt und des Hauses verwiesen. Der Mann soll daraufhin mit einer Milchtüte um sich geworfen und unter Drohgebärden, aber ohne Widerstand den Markt verlassen haben. Auf dem Parkplatz habe er dann seine Jacke ausgezogen und darunter ein Messer gehabt.
Zunächst bewachten Polizisten den Markt. Zwei Streifenwagen waren vor Ort. Aus Sicherheitsgründen fiel dann die Entscheidung, das Fest abzublasen und den Markt vorzeitig zu schließen. Dadurch sei unter anderem eine Verlosung für Kinder ins Wasser gefallen, berichten Zeugen.
Dass es soweit kam, stößt unter anderem Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger (SPD) sauer auf. Denn während der zweite, mutmaßlich mit der Machete bewaffnete Täter am Freitag flüchten konnte, hatte die Polizei eben jenen Mann festgenommen, der am Samstag wieder im Markt auftauchte. Es handelt sich um einen Asylbewerber (27) aus Libyen, so die Polizei. Nach Aufnahme der Personalien war er noch am Freitag wieder auf freiem Fuß. “Mir fehlen die Worte, und vor allem habe ich kein Verständnis für unsere Justiz, die den Täter, der bereits gestern Angestellte und Polizei bedroht hat, nicht in Haft behielt”, schrieb OB Krüger am Samstagabend in einem Eintrag bei Facebook. “So werden wir unsere Bürgerinnen und Bürger nicht schützen und die Arbeit der Polizei verpufft.” Auch gegenüber der “Freien Presse” bekräftigte Krüger die Kritik.
Ein Polizeisprecher wollte dazu keine Stellung nehmen, sondern verwies auf die Staatsanwaltschaft. Der Angreifer sollte aber gestern noch einmal zu dem Vorfall vom Samstag vernommen werden. Der Täter vom Freitag mit der Machete war dagegen gestern noch immer flüchtig. “Wir wissen, um wen es sich handeln soll”, sagte der Sprecher. Die Polizei nehme die Suche sehr ernst, verwende sehr viel Energie: “Die Sache ist bei uns sehr hoch angehängt”, so der Sprecher. Von der dänischen Supermarkt-Kette “Netto” mit dem schwarzen Hund als Logo war gestern niemand zu erreichen.
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